Greifswalder Innenstadt
STADTGESCHICHTE Nr. 1
Blick über den Marktplatz um 1940
Wein, Broiler und
Eisspezialitäten.
Die Geschichte des Hauses Markt 12
Im Jahr 1891 übernahm Gustav Bartens die in Markt 12 bestehende Weinhandlung mit Ausschank. Die spätere Gustav Bartens AG hielt zwei Gasträume für Weinliebhaber offen und das für ca. 30 Jahre.
Am 14.10.1922 übernahm die Firma „Friedrich Rückforth Witwe AG“ aus Stettin die Lokalität, und nannte sie fortan „Rückforth-Weinstuben“. Hier traf sich nur die besser gestellte Kundschaft. Der von den Stettinern eingesetzte Gastwirt Otto Amthor verwöhnte seine Gäste mit erlesenen Weinen, Likören und gepflegten Bieren. Natürlich durften auch feinste Speisen nicht fehlen. Für einige Monate hatte der ehemalige Küchenmeister Fritz Weißenborn die Schankkonzession, gab aber aus Altersgründen auf. Daraufhin pachtete der ehemalige Ratskellerwirt Hermann Berger für fünf Jahre von Rückforth die Räumlichkeiten. Am 24.2.1927 erhielt er die Genehmigung für den Ausschank von Getränken aller Art. Aus den Weinstuben wurde eine gutbürgerliche Wirtschaft, die Berger nun „Zur Hütte“ nannte.
Foto rechts: 1863 ließ Weinhändler Krull das Haus Markt 12 umbauen. Dabei stürzte der Schildgiebel ein, man munkelte, es sei Absicht gewesen. Foto links: Es war richtig gemütlich in Rückforths Weinstuben, wie man auf diesem Foto von 1925 sieht.
Ab dem 1.4.1934 war Wilhelm Dünn der neue Pächter, das Haus war inzwischen im Besitz der Sparkasse des Landkreises Greifswald. Dünn leitete die Gaststätte auch nach dem Krieg weiter. Am 1.5.1950 wurden in den Räumen der Häuser Markt 12/13 durch die Gesellschaft für „Deutsch-sowjetische Freundschaft“ die „Maxim-Gorki-Gaststätten“ eröffnet. Diese Lokalität fand in der Bevölkerung wohl nicht den gewünschten Anklang, daher erfolgte am 21.4.1952 die Übernahme durch die HO, die am 30. April des Jahres die Gaststätte „Zur Hütte“ wieder ins Leben rief.
Am 31.5.1967 berichtete die OZ, dass einige Gaststätten sogenannte „Duty-Free-Shops“ der HO einrichteten, so auch in der „Hütte“. Hier konnten erstmals: „Ausländer ab sofort gegen ihre Währung Waren in den HO-Gaststätten Clubhaus der Universität, Corso, Hütte, Am Theater und Hotel Stadt Greifswald kaufen.“ Natürlich ging es dabei um harte Währung, nicht um Zloty und Co. Bis Ende der 1970 er Jahre wehte nun der Duft der großen weiten Welt durch die Gasträume.
Foto links: Ansichtskarte aus dem Jahr 1940. Zu dieser Zeit war Wilhelm Dünn der Pächter der Gaststätte “Zur Hütte“. Foto rechts: Herzlich willkommen in der HO-Gaststätte „Zur Hütte“. (1963)
Nach langer Renovierung fand am 23.3.1969 wieder mal eine Neueröffnung der Gaststätte, nun als Fischrestaurant statt. Was es dauernd zu renovieren gab, ist nicht bekannt, jedenfalls eröffnete das Lokal nach erfolgter Renovierung Mitte Juli 1972 wieder einmal. Die Presse berichtete: „Die sauber und geschmackvoll eingerichteten Gasträume haben nichts mehr von einem Schuppen an sich und rechtfertigen voll und ganz das Niveau der Preisstufe III.“ Teile des an den Wänden angebrachten Keramikschmucks verschwanden nach und nach als Souvenir einiger Gäste. Bis zum Saisonende im September hatte einige Jahre das Straßencafé „Raststätte“ geöffnet. Neben Getränken aller Art waren die beliebten „Broiler“, die an einem Kiosk verkauft wurden, der Renner. Im Haus gab es zwischen 8:00 Uhr und 11:00 Uhr ein Frühstücksbuffet. Während der Mittagszeit von 11:30 Uhr bis 14:00 Uhr war das Rauchen natürlich nicht gestattet. Leider ging das Niveau der Gaststätte wieder den Bach runter.
Das änderte sich, als am 25.8.1985 die Gastwirtsehepaare Hamann und Kursikowski im Auftrage der HO den „Goldbroiler Zur Hütte“ eröffneten. Die Zusammenarbeit klappte nicht und Hamanns, die schon andere „Goldbroiler“ in der Stadt mit großem Erfolg geführt hatten, verließen die Gaststätte. Im Februar 1991 kauften Kursikowskis das Lokal. Der „Goldbroiler“, der jetzt Hähnchen hieß, war im Außer-Haus-Verkauf weiterhin sehr beliebt. Am 21.4.1996 musste die „Hütte“ schließen, da der Osnabrücker Architekt Hülsmeier das Objekt sanieren wollte.
Nach der Sanierung eröffnete am 21.12.2000 das Frühstücksrestaurant „Kontor“ und seit dem 13.6.2014 bietet die „Kontor-Eismanufaktur“ selbst hergestellte, leckere Eiskreationen an.
Greifswalder Stadtgeschichte(n)
Ausgabe Nr.1
Dieser Text ist ein Auszug aus der ersten Ausgabe der Greifswalder Stadtgeschichten. Die gesamte Ausgabe können Sie bei Hugendubel am Markt kaufen oder direkt beim Verlag bestellen.
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